Februar 2010



Seit nunmehr 3 Tagen kommt hier immer wieder mal die Sonne hervor, und die Sonnenstrahlen sorgen für angenehme Temperaturen. So auch für unsere einheimischen Ameisen. Diese sind an das kalte Klima sehr gut angepasst, schon das kleinste bisschen Wärme wird erfolgreich genutzt, müssen sie doch ständig ums Überleben kämpfen. Noch sind sie sehr langsam unterwegs, bewegen sich, verglichen zur normalen Fortbewegungsgeschwindigkeit, zeitlupenartig. Nach der Winterruhe sind sie etwas ausgehungert, und müssen shcnellstmöglich Nahrungsquellen finden und so früh wie möglich ausbeuten, auch warme und hilfreiche Orte müssen schnellstmöglich, bevor ihnen ein anderes Volk zuvor kommt, besetzt werden.
Zu den Spitzenreitern in der Nahrungsbeschaffung so kurz nach dem Winter zählen selbstverständlich unsere Wegameisen, Lasius. Lasius flavus kommt nun, nachdem die wärmenden Strahlen die Steine erhitzen, langsam aus ihrem Überwinterungsort in der Erde wieder hervor. Sie besetzen günstige Standorte, die Erde ist noch nass und daher entstehen leicht neue Gänge. Kaum ist das getan, bilden sich erste Trauben von sich aufwärmenden Arbeiterinnen, an passenden Stellen werden Wurzelläuse nach oben getragen, die in dem Bau überwintert haben. Sie sind ihre erste Nahrungsquelle, der süße Honigtau bringt den Arbeiterinnen genügend Energie für einen perfekten Start ins neue Jahr.
Die Gänge auf dem Foto sind erst wenige Tage alt:
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Wurzellaustransport

Im Gegensatz zu den Lasius flavus zeigen sich die Lasius niger und ihre Verwandtschaft eher an der Oberfläche. Sie sind schon aktiv unterwegs, stetig am furagieren. Erste kleine Straßen haben sich gebildet, und geeignete, warme Orte werden erkundschaftet.
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Im Vergleich zu letzten Jahr, späte Aktivität. Letztes Jahr habe ich erste Arbeiterinnen schon am 15. Februar ausfindig machen können, es war dieses Jahr ein langer Winter.


Hallo,

im Jahre 1993 beschrieb Seifert eine sozialparasitische Myrmica Art, Myrmica microrubra. Zuvor galt sie als eine Königinnen-Morphe von Myrmica rubra, die Königinnen sehen denen von Myrmica rubra sehr ähnlich, mit dem großen Unterschied, dass sie nur etwa halb so groß sind. Die Beschreibung befindet sich hier.
Schnell kamen Zweifel auf, ob es sich wirklich um einen Sozialparasiten handelt. So erschien im Jahre 2005 diese Arbeit hier, die bewies dass M. microrubra mit M. rubra genetisch identisch war: Klick Sie verlor ihren Artstatus, Myrmica microrubra ist also Myrmica rubra. Trotzdem kam es zu weiteren Debatten, wie es scheint bringt die Microgyne auch nur Micro- und keine normlen Makrogynen hervor (oder doch nicht…?). Bis heute ist das Ganze anscheinend ungeklärt, es herrschen weiterhin Zweifel. Anscheinend wurde die „Art“ 2006 zur „in Entstehung begriffene Art“ ernannt, es herrschen also doch minimale genetische Unterschiede (?). Man findet einiges im Netz, ich blicke da jedenfalls nicht richtig durch. Anscheinend sind die Microgynen sehr selten, und schwärmen nie aus, sondern die Begattung findet immer Nestintern statt. Wie sie sich genau verbreiten, ist wohl noch ungeklärt. Vielleicht weiß ja einer von Euch mehr darüber.
Jedenfalls fand ich durch Zufall eine solche Microgynen, ich halte sie mit 3 Makrogynen und einigen Arbeiterinnen zusammen. Sie befinden sich derzeit in der Winterruhe. In dem Teil des Volkes, das ich gefangen hatte, befand sich auch eine noch unbegattete Königin mit verkrüppelten Flügeln. Diese konnte ich mir genauer betrachten, hier sind ein paar Aufnahmen. Wie man unschwer erkennt, sie sind quasi identisch mit Myrmica rubra Königinnen- bis auf die Tatsache, dass sie erstaunlich klein sind.
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Würde mich freuen, wenn sich einer von Euch da etwas mehr auskennt als ich, und mich hierbei etwas ergänzen könnte.


Hmm, lecker Heimchen:
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Den Ameisen geht es sehr gut, auch wenn die Brutentwicklungsgeschwindigkeit nachgelassen hat. Der Grund hierfür liegt aber wohl bei der Temperatur, diese ist recht niedrig, von 22-25°C. Den Ameisen macht es nicht aus, sie sind sehr robust. Eier, Larven und Puppen sind in Unmengen vorhanden.
Die ersten drei Arbeiterinnen, die die Königin hatte, sind mittlerweile tot. Interessant zu sehen, sie waren nur etwa 5-6mm groß, während alle darauffolgenden Arbeiterinnen Größen von 7-11 mm haben. Sie furagieren, wie schon so oft geschrieben, ausschließlich nachts, immer etwa 2-4 Arbeiterinnen.
Der Blick ins Nest:
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Den Camponotus geht es sehr gut. Wenn sie gestört werden, rennen sie mit empor gestreckten Gastern herum, was mich sehr an die Wüstenameise Cataglyphis erinnert.  Flink sind sie nach wie vor, mit ihren langen Beinen in der Umgebung unterwegs, nur nachts.
Die Kolonie wächst, die letzte Zählung ergab 14 Arbeiterinnen. Brut gibt es nach wie vor in allen Stadien. Zwei Fotos von vorgestern:
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